Der Monat Dezember

Seit über zwei Wochen bin ich nun schon wieder in Deutschland und möchte meine Erlebnisse vom Dezember in Tansania teilen. In diesem Monat habe ich noch einmal ganz neue Eindrücke bekommen, aber erst jetzt in Deutschland wird mir der starke Kontrast so richtig bewusst.

Direkt nach den Examen hat Baraka einen Workshop für die Lehrer angeordnet, welcher vier Tage andauerte. Die Lehrer kamen aus den Schulen der Umgebung wie die Nambala und Nghanana Schule. Ziel dieses Workshops war die Verbesserung der Bildungs-, Erziehungs-, und Unterrichtsmaßnahmen. Das noch veraltete Bildungssystem benötigt eine Erneuerung und die individuellen Stärken der Schüler sollten mehr gefördert werden. Zudem gaben die beiden Leiterinnen des Workshops strikte Anweisungen zur Aufrechterhaltung der Klassenräume und des Schulgeländes. Man kann es sich kaum vorstellen dass diese Thematik überhaupt behandelt werden muss, aber in Tansania haben die Menschen eine andere Haltung gegenüber uns Europäern und kaputte Dinge bleiben meistens kaputt. Die Lehrer haben in Gruppen in diesem Workshop zusammengearbeitet und mit Plakaten und Präsentationen ihre Ideen zur Verbesserung dargestellt. Zwischendurch haben die Lehrer Lieder gesungen und so für eine fröhliche Stimmung gesorgt.    Auch ich habe den Lehrern noch einige wichtige Dinge mitgegeben. Die Lehrer sollten die Schüler ermutigen Fragen zu stellen, kritischer zu sein und Dinge zu hinterfragen und aber vor allem aufzeigen dass Fehler nichts Schlimmes sind. Zudem würde mehr Gruppenarbeit dem Erfahrungsaustausch dienen. In meinem PC-Kurs ist mir immer wieder aufgefallen, dass sich die Schüler und aber auch einige Lehrer nicht trauen Fragen zu stellen und der Schlagstock könnte nun wirklich einmal abgeschafft werden. Auch wenn ich nur einen Tag anwesend war, bin ich froh diese Erfahrung gemacht zu haben. 

Zunächst wurden Grundlagen zu den Themengebieten vermittelt.

In Gruppen erarbeiteten die Lehrer neue Konzepte zur Unterrichtsgestaltung.

Mit Nehemia habe ich die Hausbesuche der von FRI-SUCODE unterstützen Kinder durchgeführt. Die Kinder haben wir dazu über die aktuelle Situation befragt, welche Tätigkeit sie derzeit ausüben, welche Unterstützung für sie in der Zukunft sinnvoll ist, wo sie sich beruflich später einmal sehen und wir haben die derzeitige Wohnsituation analysiert. Dazu haben wir mit der App Visibleimpact gearbeitet, womit die aufgenommenen Daten direkt mit Baraka und seinen Mitarbeitern geteilt werden können. Die Wohnsituation vieler Familien war dabei erschreckend. Obwohl ich schon mit den beiden deutschen Gruppen einige Familien besucht hatte, war es noch einmal eine neue Erfahrung direkt mit den Angehörigen zu sprechen. Ein großes Problem ist HIV und in fast jeder Familie gab es mindestens einen Infizierten, wobei auch oft Kinder betroffen sind. Die Betroffenen reden nicht darüber, aber Nehemia gab mir bereits vorab die Info. Es waren viele traurige und nachdenkliche Momente, auch weil viele Familien in tiefster Armut leben und viele Kinder von Vater/ Mutter oder beiden Elternteilen verlassen wurden oder dieser gestorben sind. Doch trotz vieler schwerer Schicksalsschläge waren viele Familien in einer freundlichen und guten Stimmung. Das hat mich wohl am meisten beeindruckt, dass diese Menschen das Licht sehen, wo Dunkelheit herrscht. Und mir wieder einmal mehr bewusst geworden ist, wie lächerlich viele unserer Sorgen doch sind. Einige der Kinder haben große Träume, andere wissen noch nicht so recht wo sie beruflich einmal stehen möchten. Viele werden aber ihre Träume niemals verwirklichen können, weil die Aussichten auf einen Beruf oft schwierig sind oder die finanziellen Mittel fehlen um zu studieren. Ganz anders als in Deutschland, wo jeder dankbar sein kann eine Arbeit zu finden und seine Träume verwirklichen zu können.

Im Gespräch mit Binuru Saidi (zweite von links), welche in das Hilfsprojekt mit aufgenommen werden soll. 

Das traurige Gesicht einer HIV positiven Mutter. Das Baby kann sich ebenfalls durch die Muttermilch infizieren. 

An meinem letzten Abend in Tansania hat Anna noch einmal ein großes Essen aufbereitet. Auch Baraka mit seiner Frau Tamari, der Tochter Lisa und die beiden Volunteere Debora und Charlotte waren eingeladen. Ein letztes Mal durfte ich die tansanische Gastfreundschaft genießen und wir verbrachten einen schönen geselligen Abend. Der Abschied am nächsten Tag war dann nicht so einfach und bei Patrick Junior (knapp zwei Jahre alt) rollten dann doch die Tränen.

Von links: Anna, Nehemia, Charlotte, Patrick, Baraka und Debora.

Die vergangen Monate waren eine Erfahrung die ich mein Leben lang mit mir tragen werde und ich bereue es nicht diese Zeit in einer völlig anderen Kultur verbracht zu haben. Viele Dinge waren erschreckend, aber auch lehrreich. Beeindruckend war insbesondere das friedliche Zusammenleben der Christen und Muslime, welche einen Großteil der Bevölkerung ausmachen und sich stets mit Respekt und Achtung begegneten. Die Herzlichkeit und das gemeinsame Miteinander der Menschen, können uns ein gutes Beispiel geben. Ich hoffe dass sich dieses Land in kommenden Jahren stärker entwickeln wird und durch den neuen Präsidenten Dr. John Magufuli, werden bereits verbesserte Strukturen von der Regierung vorgebeben, insbesondere in der Bildungspolitik. Denn das oft vereinfachte Denken vieler Menschen führt zu vielen Problemen. Drei Monate habe ich täglich Dutzende Male das Wort Mzungu (reicher Weißer) gehört. Oftmals wird man aufgrund seiner weißen Hautfarbe wie ein Popstar verehrt, was mit der Zeit etwas anstrengend wird, da man wirklich überall auffällt. Und es auch schwierig ist den Leuten begreiflich zu machen, dass nicht allen geholfen werden kann. Dennoch habe ich viel über das Leben der Menschen, aber auch über mich selbst erfahren können.  

An dieser Stelle möchte ich bei allen bedanken, die mich stets unterstützt haben und auch in Gedanken bei mir waren. Baraka leistet täglich eine großartige und sehr engagierte Arbeit und hat mich stets gut betreut. Patrick und Anna, bei denen ich für drei Monate Gast sein durfte, haben mich immer gut versorgt und gerne erinnere ich mich an die guten Gespräche mit den beiden und weiß um ihre Gastfreundschaft zu schätzen. Ein besonderer Dank gilt auch an Nehemia der mich bei meiner Arbeit unterstütze und mir viel von Tansania gezeigt hat. Nicht zu vergessen Ecki, der meine Reise unkompliziert ermöglicht hat und ohne den es das Hilfsprojekt in dieser Form wohl nie gegeben hätte. Danke auch an Frank Raabs, der mich bei meinen Vorbereitungen in Deutschland gut unterstütze. Und nicht zu vergessen meine Familie und Freunde, die gedanklich bei mir waren und mich in meinem Vorhaben unterstützen.

Für mich steht ganz klar fest, dass ich nach Tansania zurückkommen werde. Die bleibenden Eindrücke sind jetzt noch überwältigend und ich habe mich dazu entschlossen eine Patenschaft zu übernehmen.

Asante Sana (Vielen Dank)

Euer Tobias 

Weihnachtsgrüße aus Tansania. 

Ein letztes Foto mit der Familie vor meinem Flug...

...natürlich auch mit Nehemia. 




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